Erfahrungsbericht Iberia

Eine unvergessliche Flugverspätung erlebte ich beim Rückflug von Brasilien. Bereits der Abflug in Rio des Janeiro Richtung Madrid verzögerte sich. Da mein Anschlussflug nach München ein größeres Zeitfenster hatte, macht es mir grundsätzlich nichts aus, eine Stunde länger auf das Boarding zu warten. Störender fand ich das Chaos der Mitarbeiter von Iberia auf dem Flughafen in Rio de Janeiro.

Genaue Auskünfte zur Flugverspätung konnten oder wollten sie nicht erteilen. Nachfragen blieben einfach unbeantwortet. Es wäre hilfreich gewesen zu wissen, ob ich mich noch für eine halbe Stunde in das Flughafenrestaurant hätte setzen können. Dort lässt es sich bekanntermaßen etwas gemütlicher warten. Aus Angst, das Boarding zu versäumen, wartete ich wie viele andere Passagiere auch am überfüllten Gate.

In Madrid angekommen blieb trotz der Flugverspätung genügend Zeit, um meinen Anschlussflug nach München zu erreichen. Doch der erhoffte schnelle und entspannte Heimflug wurde zur Geduldsprobe. Das Boarding verlief ohne Probleme. Jeder Passagier war bereits auf seinem Sitzplatz und die Flugzeugtür bereits geschlossen, als die Stimme des Kapitäns erklang. Wegen Sicherheitsprobleme am Flughafen München gäbe es keine Starterlaubnis und es komme zu einer kurzen Flugverspätung. Keiner der Passagiere ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass sich die kurze Flugverspätung zur Belastungsprobe für die Nerven entwickeln würde.

Da ich wegen des langen und anstrengenden Fluges von Rio de Janeiro nach Madrid noch sehr müde war, schlief ich auf meinem Sitzplatz ein. Als ich wach wurde, standen wir noch immer auf dem Flughafen von Madrid. Kleinkinder schrien, Erwachsene diskutierten heftig und mich plagten starke Kopfschmerzen. Ich weiß nicht mehr, wie lange wir sitzend im Flugzeug warteten, aber gefühlt war es eine Ewigkeit.

Vermeidbares und Unvermeidbares

Flugverspätungen lassen sich nicht vermeiden. Was sich aber vermeiden lässt, sind die Regeln für das Verhalten des Bordpersonals. Anstatt die Passagiere mit Getränken zu versorgen, war das Bordpersonal mit sich selbst beschäftigt und kaum zu sehen. Als ein Passagier eine Stewardess fragte, ob er Wasser haben könne, wurde er von ihr sehr unfreundlich behandelt. Da ich noch immer Kopfschmerzen hatte, bat ich um eine Schmerztablette und einen Becher Wasser. Mit wenig Begeisterung suchte die Dame nach einer Schmerztablette. Ich überlegte mir, ob ich nach einen zweiten Becher Wasser fragen sollte, ließ es aber lieber bleiben.

Das Bordpersonal zeigte kein Interesse, die Lage der Passagiere zu verbessern. Ich saß an meinem Platz und dachte nach: Muss die Airline in einer solchen Situation die Passagiere verpflegen? Welche Rechte haben Fluggäste bei einer Flugverspätung? Ich hatte in diesem Moment kein konkretes Wissen dazu.

Fluggastrechte – die Theorie

Passagiere können bei einer Flugverspätung verschiedene Ansprüche geltend machen. Dazu zählen Mahlzeiten, Getränke, Telefonate und unter Umständen auch die Übernachtung in einem Hotel. Bei einer Verspätung von mehr als fünf Stunden können Reisende vom Flug zurücktreten oder die Reise abbrechen. In beiden Fällen besteht Anspruch auf Rückerstattung des Preises.

Auch Entschädigungen in Form von Geldzahlungen sind vorgesehen. Dieser Anspruch besteht ab einer Verspätung von drei Stunden und ist nach der Länge der Reise gestaffelt. Sie erhalten:

250 Euro für die Kurzstrecke ( bis 1.500 Km)

400 Euro für die Mittelstrecke (1.500 Km bis 3.500 Km)

600 Euro für die Langstrecke (über 3.500 Km)

Ausnahmen von der Haftung

Die Fluggastrechte können aber nur dann geltend gemacht werden, wenn keine außergewöhnlichen Umstände zur Flugverspätung geführt haben. Dazu zählen Streiks durch Lotsen, Vögel im Triebwerk oder eine Verweigerung der Starterlaubnis aus Sicherheitsgründen.

Fluggastrechte – die Praxis

Auf dem Flug nach München wurde uns nochmals mitgeteilt, dass der Start aus Sicherheitsgründen verschoben wurde. Da der Pilot keine Starterlaubnis erhielt, traf die Airline verständlicherweise keine Schuld. Somit war auch klar, dass den Passagieren gegenüber der Airline keinerlei Ansprüche zustehen.

Ein bitterer Nachgeschmack bleibt

Juristisch war die Sachlage klar. Und Sicherheit hat auch Vorrang, daran gibt es nichts zu bemängeln. Dennoch fühlte ich mich auch noch Tage danach ungerecht behandelt. Es war vermutlich die Tatsache, dass langes Warten in einem stehenden Flugzeug noch viel unangenehmer ist, als im Flughafengebäude zu warten.

Müssen Fluggäste eine Flugverspätung in einem Flugzeug aussitzen, wäre es aus humanen Gründen angebracht, sie mit Trinkwasser und ein paar Snacks zu versorgen. Dies völlig unabhängig von der Ursache für die Flugverspätung. Ich habe eine informative Mail mit einer entsprechenden Anregung an die Airline geschrieben.